Typische Mechanismen in der Mediation

In diesem Abschnitt werden typische Handlungsweisen des Mediators und damit in der Mediation stattfindende Mechanismen thematisiert. So soll abschließend Einblick in das Wesen der Mediation gewonnen werden.

Synchronisieren – Vertrauen aufbauen

Mit dem Mediator steht und fällt das Erlebnis und Ergebnis einer Mediation. Wenn dem nicht so wäre, kämen die Medianden mit einer Verhandlung alleine weit genug. Vielmehr liegt es zu einem guten Stück in der Beziehung des Medianden zum Mediator begründet, dass der Mediand bereit dafür ist, sich dem für die Konfliktlösung notwendigen Veränderungsprozess zu nähern.

Der Mediator kann seine Wirkung nur entfalten, wenn die Medianden durch ihn dazu bewegt werden können, sich mehr auf die Mediation einzulassen. Er soll dabei unterstützen, sich zu öffnen und sich stärken zu lassen. Die Medianden müssen das Gefühl haben, dass der Mediator die Vertraulichkeit ernst nimmt. Dreh- und Angelpunkt dafür ist die Beziehung zwischen Mediator und Medianden und deren Basis ist ein gutes Vertrauensverhältnis. Dieses Vertrauensverhältnis zu erzeugen und beizubehalten, ist eine der ersten und wichtigsten Aufgaben des Mediators.

Entsprechend beginnt ab dem ersten Kontakt die Arbeit des Mediators, das Vertrauensverhältnis zu stärken. Ein wesentlicher Baustein dafür ist das Synchronisieren . Das geschieht nicht nur über das Sprechen innerhalb der Regeln und Riten der entsprechenden Gruppe und Sprache, sondern auch über das körperliche „Einschwingen“ wie beispielsweise beim gemeinsamen Spazieren den Laufrhythmus und die Körpersprache zu spiegeln und aufzunehmen.

Kommunikation des Mediators

Die wesentliche Interaktion zwischen Mediator und Medianden ist die Kommunikation, typischerweise im Gespräch. Dabei gibt es Passagen, in denen der Mediator etwas erklärt oder den Medianden Raum gegeben wird, Statements abzugeben. Den Hauptteil der Interaktion steuert der Mediator durch verschiedene Fragetechniken. Essentiell ist ein echtes Verständnis des Mediators bezüglich der Aussagen der Medianden. Dazu dienen insbesondere passendes (zum Beispiel zirkuläres oder reflektives ) Nachfragen, das Paraphrasieren des Verstandenen sowie das Einholen von Rückmeldungen, ob das richtig wiedergegeben worden ist. Das soll dazu beitragen, dass der befragte Mediand sich seiner Interessen klar wird und auch der andere Mediand diese Interessen versteht.

Eine mögliche Technik dabei ist „was wäre, wenn…“. Ausgehend von einer Position eines Medianden fragt der Mediator, was noch alles folgen würde, wenn die Forderungen hinter der Position umgesetzt würden. Wenn sich dabei herausstellt, dass nicht alle Interessen des Medianden dabei gewahrt bleiben (und sei es sein neues Interesse, auch die Interessen der Gegenseite zu berücksichtigen), dann kann das zur Aufgabe der Position führen. Diese Technik wird als Mäeutik bezeichnet.

Grundlage des echten Verständnisses ist das aufrichtige Akzeptieren der Medianden als Person. Ihre Sichtweise ist ernst zu nehmen, der Mediator nimmt die Perspektive unvoreingenommen ein. Eine Wertung oder Bewertung findet nicht statt. Es geht um das Verstehen an sich.

Haltung und Ethos des Mediators

Obwohl kein „Mechanismus“ im eigentlichen Sinne, erscheint es angemessen, zum Abschluss der Diskussion über die Mediation die Haltung und das Ethos des Mediators zu besprechen. Denn wie bisher dargelegt, ist es sehr schwierig, die Mediation beschreibend zu erklären. Man agiert über Prinzipien, Ziele und Mechanismen und bleibt trotzdem bei der initialen Aussage, dass man Mediation eben erleben muss, um sie zu verstehen.

Damit steht der Mediator mit seiner Haltung für die Mediation an sich. Egal in welcher Ausprägung der Mediation man sich befindet, der Mediator repräsentiert die Prinzipien, das dazugehörige Wertesystem und ist „der Fels in der Brandung“, der gerade dann, wenn es schwierig wird, die Ideale hoch hält, die Hoffnung aufrecht erhält und unbeeindruckt und unaufgeregt daran festhält, dass ein Ergebnis im Sinne der Prinzipien der Mediation und basierend auf dem Menschenbild der Medianden möglich ist.

Daran müssen sich die Medianden festhalten können, deren stärkere emotionale Einbindung in den Konflikt es ungleich schwerer macht, eine ähnlich zukunftsorientierte, offene und starke (eigenverantwortliche) Haltung beizubehalten. Die Basis für dieses Vertrauen liegt besonders in der Authentizität des Mediators. Er muss das zugehörige Ethos und die Verkörperung dieser Werte ausstrahlen und leben. In diesem Sinne ist der Mediator oder besser seine Haltung das Wesen und der Kern der Mediation.

Da sich die eigentlichen Probleme typischerweise nicht selbst, sondern in den in die Mediation getragenen Konflikten manifestieren, sind unerwartete Wendungen und Überraschungen zu erwarten. Diese dürfen den Mediator nicht aus seiner Haltung bringen. Denn letztendlich bewirkt die Anwesenheit des Mediators eine Veränderung der Wahrnehmung und des Verhaltens der Medianden, der die Grundlage der Mediation darstellt.

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