Zusammenfassung der Ergebnisse

Mediation und Aikido sind nicht das Gleiche. Aikido ist eine Friedenskunst, die über physisches Training handgreiflicher Auseinandersetzungen unter intensivem körperlichem Kontakt die Entwicklung von Technik, innerer Energie, Aufmerksamkeit und Präsenz vorantreibt. Mediation ist eine Vermittlungskunst, die grundsätzlich verhandlungsbereiten Konfliktparteien hilft, ihre lösungsverhindernden Sperren in Denken, Handeln und Kommunikation zu überwinden.

Es gibt eine Vielzahl unerwarteter Parallelen zwischen Mediation und Aikido. Dazu gehören die Zielsetzungen wie Konfliktlösung, Versöhnung, Rückkehr zu sich selbst sowie die Verbesserung der Konfliktkompetenzen von Individuen und der Gesellschaft. Auch die Betonung von Eigenverantwortung gleicht sich sehr – zusammen mit dem zugehörigen Menschenbild des verantwortungsbewussten, würdevollen Individuums, das grundsätzlich zum kooperativ konsensualen Miteinander fähig ist.

In den Techniken und Vorgehensweisen finden sich viele Entsprechungen. Das Herstellen von Rapport in der Mediation ist in jeder Aikido-Bewegung enthalten. Auch das Akzeptieren ohne zu werten, das Verstärken von Positionen bis zum Erkennen ihrer Sinnlosigkeit und das Bauen von Brücken zum Aufgeben von Positionen ohne Gesichtsverlust ist äquivalent.

Eine der augenscheinlichsten Parallelen findet sich aber in der Haltung von Mediator und Aikidoka. In beiden Fällen ist es diese Haltung, die das jeweilige Wesen erfasst und darstellt und die oben genannten Ziele, Grundsätze und Vorgehensweisen repräsentiert. Es sind Haltungen von Klarheit, Konsequenz und Schärfe, wenn es um die Sache geht, und unbegrenztem, akzeptierendem Wohlwollen bezüglich der Person – abgerundet durch eine humorvolle Entspanntheit, offen für kreative und guttuende Ansätze.

Auch wenn die jeweils behandelten Konflikte unterschiedlich sind, kann die Auseinandersetzung mit dem Aikido den Mediator bereichern: einerseits, um Ansätze aus Mediation über die Aikido-Parallele physisch zu erleben und für Medianden erlebbar zu machen und andererseits um die Entwicklung der oben genannten Haltung – seines Ethos – zu unterstützen. Ein Einsatz von Aikido in der Mediatoren-Ausbildung erscheint daher empfehlenswert. Gerade weil für beides gilt: man muss es erlebt haben, um es zu verstehen.

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